in der Gemeinde Gundelfingen
Aktuell
Reparieren statt Wegwerfen!
Erstelldatum26.11.2024
Noch mehr Nachhaltigkeit für Gundelfingen Über vier Stunden lang herrschte am vergangenen Samstag reges Treiben im Erdgeschoss des Kultur- und Vereinshauses. Im großen Saal waren die Arbeitstische für die ehrenamtlichen Reparateurinnen und Reparateure aufgebaut, im anderen Saal gemütliche Kaffeetafeln gedeckt und eine ...
Noch mehr Nachhaltigkeit für Gundelfingen
Über vier Stunden lang herrschte am vergangenen Samstag reges Treiben im Erdgeschoss des Kultur- und Vereinshauses. Im großen Saal waren die Arbeitstische für die ehrenamtlichen Reparateurinnen und Reparateure aufgebaut, im anderen Saal gemütliche Kaffeetafeln gedeckt und eine beachtliche Vielfalt an Kuchen und herzhaften Snacks angerichtet. Das erste Repair-Café Gundelfingens war durchdacht organisiert und wurde gleich sehr gut angenommen.
Ob der Stabmixer der älteren Dame oder das Kinder-Mikroskop – jedes Teil hat eine zweite Chance verdient. Rund 40 defekte Sachen wurden zur Reparatur abgegeben und die meisten dann auch direkt repariert. Alle Reparaturen im Repair-Café werden ehrenamtlich und auf Spendenbasis durchgeführt.
Neben dem Reparieren wurde auch viel über die Bedeutung von nachhaltigem Konsum gesprochen. Das Repair-Café möchte dazu beitragen, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren und die Lebensdauer von Produkten zu verlängern. Annette Wilkes, die schon lange den Wunsch hatte, ein Repair-Café zu gründen und ihn nun mit Unterstützung des Bürgervereins und der Gemeinde in die Tat umgesetzt hat, sagt: „Wir wollen nicht nur reparieren und die Lebensdauer von Geräten und Gegenständen verlängern und sie damit nachhaltiger machen, sondern es geht uns auch darum, den Menschen zu zeigen, dass Reparieren überhaupt möglich ist, also ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Dass die Leute bei der Reparatur zuschauen und dabei lernen, selbst Dinge zu reparieren, ist uns auch ein großes Anliegen“. Die erfahrenen Reparateure teilen ihr Know-how mit den Gästen und suchen gemeinsam mit ihnen nach Lösungen.
Wie effizient im Repair-Café gegen das Wegwerfen gearbeitet wird, zeigt die Geschichte, die Sandra Dott begeistert erzählt: Ihr Marken-Staubsauger sei nicht mehr zu reparieren, meinte der hinzugezogene Fachmann im Elektrogeschäft, weil die Reparatur zu zeitaufwändig sei. Die Ehrenamtlichen des Repair-Cafés nahmen sich die Zeit, und die strahlende Besitzerin wird noch lange Freude an ihrem Gerät haben.
Initiative mit großer Wirkkraft
Die Idee des Repair-Cafés gewinnt zunehmend an Bedeutung. Wilkes erzählt, dass mittlerweile auch die EU die große Bedeutung von mehr Reparaturen erkannt, diskutiert und in einer Richtlinie verankert hat: Anfang Juli 2024 ist die sogenannte "Right to Repair"-Richtlinie der EU in Kraft getreten. Sie muss bis Ende Juni 2026 in nationales Recht umgesetzt werden. Laut Kommission verursacht die vorzeitige Entsorgung von noch gebrauchsfähigen Konsumgütern in der Union jährlich 261 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, 30 Millionen Tonnen Ressourcen werden unnötig verbraucht und 35 Millionen Tonnen Abfall erzeugt. Außerdem entstehen den Verbrauchern durch Neuanschaffungen statt Reparaturen Verluste in Höhe von rund 12 Milliarden Euro pro Jahr. Darüber hinaus wird erwartet, dass die neuen Vorschriften ein Wachstum und Investitionen in Höhe von 4,8 Milliarden Euro in den entsprechenden Reparaturbetrieben in der EU auslösen werden.
Ein Ort der Nachhaltigkeit und Kommunikation
Das Repair-Café ist mehr als nur eine Reparaturwerkstatt. Es ist ein Ort der Begegnung, an dem Wissen geteilt, Erfahrungen ausgetauscht und neue Bekanntschaften geknüpft werden. In ungezwungener Atmosphäre kann man etwas über das Reparieren lernen und sich in der Kaffeestube entspannen und mit anderen ins Gespräch kommen. Rund zehn fachkundige Hobby- und ausgebildete Handwerker hatten sich bei der Initiatorin Annette Wilkes gemeldet, die ehrenamtlich Elektrokleingeräte, Spielzeug, Holzgegenstände und vieles mehr reparieren oder Ausbesserungsarbeiten an Textilien vornehmen. Etwa zehn weitere Helferinnen und Helfer gehören zum Arbeitskreis und unterstützen bei der Werbung im Vorfeld und der Organisation des Repair-Cafés.
Das Repair-Café soll vier- bis fünfmal im Jahr geöffnet sein. Der nächste Termin ist für den 18. Januar 2025 geplant und wird rechtzeitig im Vorfeld bekannt gegeben.
eca