Aktuell
Bilder zur Ökologie des Herzens
Den Übergang zum ‚Routine-Alltag‘, der für viele mit dem Schulbeginn einsetzt, begleitete vergangene Woche die vom Kunstverein im Rathaus-Foyer organisierte Vernissage: Ines-M. Paegert zeigt dort Werke ihrer jüngsten Schaffensperiode. Es sind Bilder überwiegend von starker Leuchtkraft und – so scheint es auf den ersten Blick – sehr konkretem Ausdruck. „Farbe bekennen – zu einer Ökologie des Herzens” lautet der Titel der Ausstellung.
Farben und die überwiegend konkret gestalteten Motive bilden die beiden charakteristischen Elemente der Gemälde, die noch in den beiden kommenden Wochen (bis Mittwoch, 27. September, sind sie hier zu sehen) unmittelbar Kunstinteressierte wie Rathaus-Passanten auf sich aufmerksam machen dürften.
Tiere und Pflanzen von hier
Fliegendes, Flatterndes und Blühendes aus heimischer Tier- und Pflanzenwelt lieferten der Künstlerin Anstöße für die Umsetzung in Ausdrücke ihres Genres. In der Kolorierung manifestiert sich der erste Teil des Ausstellungstitels („Farbe bekennen“) – und geriert beim ausführlichen Betrachten im Verbund mit dessen zweitem Teil (Ökologie des Herzens“) zu einem vielschichtigen Programm. Darauf eingestimmt hatte in der Begrüßung Kunstvereins-Vorsitzende Anna-Dorothea Witte-Rotter mit der Aussage „Ökologie ist heute das wichtigste Thema“.
Herzbezogenes
Obwohl sich in zahlreichen Bildern ein didaktischer Zweck finden lassen kann – die Quadratierung kleiner Werke in einem wiederum quadratisch gehaltenen Großrahmen etwa schiene durchaus tauglich für eine systematische Erschließung von Tier- oder Pflanzenarten im Biologie-Unterricht –, vermittelt Ines-M. Paegert ihre ‚Botschaft‘ nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern auf subtile, es ließe sich fast sagen: „einschmeichelnde“, Art.
Die Motive nämlich in ihrer begrenzt mit beigegebenen Umgebung sind liebevoll gestaltet, Paegert gibt ihnen einen von einer „nur“ naturalistischen Widergabe ihrer Vorlagen abweichenden individuellen Ausdruck. In diesem ließe sich das Herzbezogene erkennen. In der Farbenpracht zu versinken, die Farbfreude und das beinahe Anheimelnde der Formgebungen zu genießen, das wäre ein legitimes Anliegen für Besuch und Betrachtung. Doch die Künstlerin durchbricht eine etwa allein hedonistisch eingenommene Perspektive:
„ARTenvielfalt“
„ARTenvielfalt“, „ARtenschutz“ ist vielen Bildern eingeschrieben – aufdringlich nicht, in blassem Farbton ist der Schriftzug jeweils gehalten, eindringlich wirkt er gleichwohl und lenkt so die Reflexion auf das doppelte Anliegen der Kunstschaffenden, auf Fauna und Flora (und auf die Kunst) achtzugeben. Dies hatte auch Bürgermeister Raphael Walz in der Einführung angerissen, als er die Exposition als „nicht nur schön anzuschauen“, sondern das mit ihr verbundene Anliegen „als auch enorm wertvoll“ charakterisierte.
Achtsamkeit und Wertschätzung
Paegert verdeutlichte in der gut besuchten Vernissage, die Pianistin Lya Goldner mit Einspielungen bereicherte, es liege „doch nahe, das Gegebene wertzuschätzen und sich für das Aufgegebene einzusetzen“. Sehe man Erzeugnisse der Natur aus der Nähe, erzeuge das Verbundenheit, die zu „Zuneigung, Freude und Achtsamkeit gegenüber dem, was ist, vor uns schon war und nach uns noch sein sollte“. Im Betrachten von üppiger Kapuzinerkresse, dem kräftigen Sonnenblut, der zarten Wegwarte, dem bescheidenen und dennoch selbstbewusst dastehenden Frauenmantel bis hin zum wachsamen Bienenfresser (sie alle und zahlreicher Artgenossen finden sich in der Ausstellung) erschließt sich dies auf leichte, eingängige Weise. Herbert Geisler