Trommeln und Hacken im Wald für die gute Sache: Gundelfingen

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Trommeln und Hacken im Wald für die gute Sache

Wer aktuell an einem schönen Vormittag durch den Gundelfinger Wald spaziert, kann die gesamte Mannschaft der Baumeister des Waldes bei der Arbeit beobachten und ihnen zuhören. Im Unteren Gundelfinger Wald veranstalten noch bis in den April die Spechte ein wahres Spektakel: lautstarkes Trommeln und Rufe zur Abgrenzung von Revieren, wilde Verfolgungsjagden von Reviernachbarn oder auch potenziellen Partnern, die Neuanlage oder Renovierung von Brut- und Schlafhöhlen durch ausdauerndes Hacken.

Insgesamt sechs verschiedene Spechtarten sind im Gundelfinger Wald heimisch, und die häufigeren von ihnen können aktuell gut von den Wegen aus im Wald beobachtet werden. Im Moment sind die Bäume noch unbelaubt und die Tiere selbst oder ihre Höhlen lassen sich mit etwas Ausdauer entdecken. Dabei ist ein Fernglas hilfreich, um die ähnlich aussehenden Arten zu unterscheiden.

Ganz einfach erkennt man unseren größten Specht an seinem schwarzen Gefieder mit der roten Kopfhaube, den Schwarzspecht. Noch bevor wir ihn sehen macht er mit lauten „kliäh-kliäh“ Rufen oder „krüü-krüü-krüü“ während des Fluges auf sich aufmerksam. Er baut die größten Höhlen, die mit ihrem bis zu 13cm hohen, ovalen Eingang leicht zuzuordnen sind. Die Höhlen werden bevorzugt in alten, hohen Buchen mit einem glatten Stamm angelegt, so hat der Baummarder schlechte Chancen diesen Baum zu erklettern.

Etwas kleinere Höhlen bauen die Grün- und Grauspechte. Der Grünspecht ist in Gundelfingen relativ häufig und vor allem am Waldrand und in den Obstwiesen anzutreffen, denn er geht auf Wiesen und Brachland auf Jagd. Zum Beispiel am Rebberg ist er häufig hüpfend am Boden zu entdecken, auf der Suche nach seiner Hauptnahrung: Wiesenameisen. Der Grauspecht ist dagegen ein typischer Bewohner alter, totholzreicher Buchenwälder und damit viel stärker an den Wald gebunden. Er kommt in Gundelfingen nur mit wenigen Brutpaaren vor.

Noch etwas kleinere Höhlen bauen die Bunt- und Mittelspechte, die etwa gleich groß und recht ähnlich gefärbt sind. Aber sie sind einfach zu unterscheiden: Während der Buntspecht zur Revierabgrenzung trommelt, verzichtet der Mittelspecht gänzlich darauf und lässt dafür seinen quäkenden Balzgesang hören. Beide Spechtarten sind im Unteren Gundelfinger Wald oft zu beobachten. Während der Buntspecht auch in anderen Wäldern recht häufig ist, profitiert der seltenere Mittelspecht im Gundelfinger Wald vom hohen Anteil alter Eichen. Er baut seine Höhlen gerne in große, teilweise schon abgestorbene Seitenäste in der Eichenkrone. Und von den vielen Käferlarven in den alten Eichen profitiert nicht nur der Mittelspecht.

Wo es einen Mittleren gibt, darf ein ganz Kleiner nicht fehlen: der Kleinspecht. Eichen und Buchen sind für seinen kleinen Schnabel zu hart, er bevorzugt Weichhölzer wie Erle, Pappel oder Weide. Deshalb hat er seinen Verbreitungsschwerpunkt in feuchten Wäldern. In Gundelfingen kommt er z.B. in der Nähe der Teiche am Leheneck vor. Sein Trommeln ist leise, aber länger und erinnert an eine Nähmaschine, so dass er dadurch gut von den anderen Arten zu unterscheiden ist.

Die Baumeister des Waldes sind Schlüsselarten, die der Wohnungsnot im Wald entgegenwirken. Spechte bauen immer wieder mal neu, ihre alte Höhle wird dadurch für Nachmieter frei. Eine Vielzahl anderer Arten ist auf diese „Altbauten“ als Brutplatz oder Versteck angewiesen. In den Höhlen des Schwarzspechtes brütet die Hohltaube, die bei uns im Wald dank der Tätigkeit der zwei Schwarzspechtpaare noch einen guten Bestand aufweist. Dabei baut ein Schwarzspecht maximal eine neue Höhle in fünf Jahren. Zum Glück halten die Höhlen dafür lange und werden immer wieder benutzt! In den kleineren Höhlen der anderen Spechte brüten in Gundelfingen vor allem Stare, seltener auch Blau- und Kohlmeisen und die Kleiber, die selbsttätig den Eingang zur Höhle auf ihr rechtes Maß zukleistern. Die im Gundelfinger Wald heimischen Bilche, die Haselmaus und der Siebenschläfer nutzen die Höhlen als Tagesversteck und zur Aufzucht ihrer Jungen, ebenso wie die Waldmaus, die ja auch sehr gut klettern kann.

Und dann sind die Höhlen natürlich unverzichtbar für unsere Waldfledermäuse. Die schon mehrfach als Besonderheit beschriebene Bechsteinfledermaus nutzt z.B. sehr gerne die Höhlen des Mittelspechtes in den Kronen der alten Eichen, um ihre Jungen aufzuziehen. Zwergfledermäuse nutzen alle Arten von Höhlen als Paarungsquartier und zur Überwinterung. Wenn Große Abendsegler und Kleinabendsegler im August und September aus dem nördlichen Mitteleuropa in unseren Gundelfinger Wald kommen, haben sie zum Teil schon Wanderungen von mehreren hundert Kilometern hinter sich. Seit 10 Jahren werden die Kleinabendsegler bereits im Gundelfinger Wald mit Unterarmklammern versehen, um ihr Wanderverhalten zu erforschen. Daher wissen wir, dass sich hier das größte bekannte Wintervorkommen Deutschlands befindet. Dieser Art wird es im Nordosten Mitteleuropas zu kalt, denn dort werden im kontinentalen Klima so tiefe Wintertemperaturen erreicht, dass eine Überwinterung in Baumhöhlen nicht möglich ist.

Das Vorkommen der vielen Spechtarten mit ihren besonderen Folgenutzern ist nur möglich, weil die Bewirtschaftung gerade im Unteren Wald Rücksicht auf die alten Bäume und Waldbestände nimmt. Die vielen alten Eichen, Buchen, Eschen, Kirschen und Hainbuchen mit ihrem großen Wohnungsangebot für die Schar höhlenbewohnender Vögel und Säugetiere sind hier in der ganzen Region einzigartig. Und wenn ein Entomologe die Käfer im Mulm alter Spechthöhlen untersuchen würde, er würde vermutlich noch einige vom Aussterben bedrohte Raritäten finden - weil eben dieser Lebensraum bundesweit so selten geworden ist. Also genug Gründe die Artenvielfalt zu erhalten, vor allem aber sie auf einem Spaziergang durch unseren Unteren Wald zu genießen.

Wenn Sie Fragen zu Biodiversität und Biotopverbund in Gundelfingen haben, oder selbst eine Fläche besitzen, auf der Sie für die Artenvielfalt aktiv werden wollen, erreichen Sie uns unter der Mailadresse gufinatur(@)frinat.de, Ansprechpartner Babette Köhler und Dr. Robert Brinkmann.